Carona am Luganer See

Carona am Luganer See: Seit April 2013 ist das als Künstlerdorf bekannte, hoch gelegene Carona auf der Ceresio-Halbinsel aufgrund einer Volksabstimmung ein Ortsteil Luganos. Berühmtheit erlangte es hauptsächlich durch den Schriftsteller Hermann Hesse (1877-1962), der hier am denkwürdigen 24. Juli 1919 seine zweite Ehefrau Ruth Wenger (1897-1994), die Tochter der Schriftstellerin Lisa Wenger, kennen lernte.

Das Paar heiratete 1924, doch hielt die Ehe nur drei Jahre. Hesses Erzählung ‚Klingsors letzter Sommer‘ spielt teilweise in Carona, das darin „Kareno“ heißt. Das Buch handelt von einem Maler, der während eines heißen Sommers trotz der zauberhaften Umgebung am Luganer See, vielen Unternehmungen mit Freunden und einer Liebesaffäre eine Schaffens- und Lebenskrise erleidet.

Weitere bekannte, am Ort lebende Künstler waren Kurt Kläber alias Kurt Held (1897-1959), Schöpfer des berühmten und mehrfach verfilmten Kinderromans „Die rote Zora und ihre Bande“, sowie seine Frau Lisa Tetzner, ebenfalls Autorin (1894-1963; „Die schwarzen Brüder“, „Hans Urian“, Herausgeberin von Märchen), die in Carona starb. Die deutsche Schauspielerin Ruth Niehaus (1925-1994), Großtante der Schauspielerin Valerie Niehaus, besaß ab 1959 mitten in Carona ein Feriendomizil.

Carona und Michelle Hunziker

Die Schweizer Moderatorin Michelle Hunziker, (*1977 in Sorengo) wuchs als Tochter eines Kunstmalers teilweise in Carona auf. Schon in alter Zeit erblickten Künstler in Carona das Licht der Welt, wie der Architekt Marco da Carona (1401-1407 Dombauhüttenmeister in Mailand), Pietro Lombardo (ca. 1435-1515), der unter anderem Altäre in Markusdom schuf, und der Renaissancebildhauer Giovanni Antonio Pilacorte (1455-1531).
Ein dichtes Netz von steilen Saumpfaden verbindet Carona mit dem Seeufer.

Es waren die einzigen Wege vom Berg hinunter, bis Ende des 19. Jahrhunderts das Verkehrswegenetz allmählich ausgebaut wurde. Das alte Dörfchen ist sehr malerisch. Wer sein Kopfsteinpflaster bewältigen kann, wird den Spaziergang durch alte Gässchen, Torbögen und über Treppen genießen. Überall eröffnen sich Blicke in geheimnisvolle Winkel, kleine Lädchen und in die Innenhöfe von Lokalen, immer wieder zeigt sich plötzlich eine eigenartige Verzierung oder Bemalung an einer Hausecke oder über einem Eingang.

Carona und die Chiesa di San Giorgio e Sant‘ Andrea

Die Pfarrkirche Chiesa di San Giorgio e Sant‘ Andrea, die ursprünglich eine romanische Kirche des Mittelalters war und 1425 erstmals erwähnt wurde, ist von einer achteckigen Kuppel gekrönt. Vermutlich erhielt sie im 16. und 17. Jh. ihre jetzige Gestalt. Innen findet sich eine Kopie von Michelangelos „Jüngstem Gericht“ von Domenico Pezzi. An der mit rosa Pilastern in drei Teile geteilten Fassade findet sich ein gemaltes Abbild des Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen.

Der Sechs-Kirchen-Rundgang umfasst die Kirchen San Salvatore, Capella della Madonna delle Grazie (in Ciona), San Giorgio, Santa Marta (mit mittelalterlichen Fresken), Madonna d‘Ongero sowie das romanische Kloster Santa Marta di Torello. Neben der Kirche San Giorgio befindet sich die Loggia Comunale (städtische Loggia).

Sie wurde 1591/92 an diesem Platz erbaut, um zu demonstrieren, wie eng geistliche und weltliche Macht zusammenarbeiteten. Eine Arkade mit fünf Bögen ist dem Erdgeschoss vorgebaut. Im Obergeschoss ist die Fassade mit gemalter Scheinarchitektur verziert: ionische Säulen, giebelgekrönte Fenster, ein blindes Fenster mit dem Bildnis der Justitia und vielerlei weiteres Zierwerk. Die Wappen von zwölf Schweizer Kantonen schmücken, in einfacher Manier ausgeführt, das Gebäude. Die Malerei – statt echter architektonischer Ausschmückung in Stein oder Stuck – zeugt von der Armut der Gemeinde im 16. Jh., wurde jedoch beeindruckend würdevoll und mit Liebe ausgeführt.

Im Juli findet regelmäßig ein großes Volksfest auf dem Kirchplatz statt. Seit 1983 befindet sich ein astronomisches Observatorium (osservatorio) im Besitz der Gemeinde, das eine Gönnerin, Lisa Senn, 1960 der Società Astronomica von St. Gallen gestiftet hatte. Es bietet Beobachtungsabende des Sternenhimmels für Gäste. Von April bis November kann man sich jeden ersten Freitag eines Monats ab 21 Uhr zum Sternegucken einfinden. Bei bedecktem Himmel gibt es stattdessen einen Vortrag. Besondere Himmelsereignisse wie Sonnen- und Mondfinsternisse werden mit eigenen Events bedacht.

In der Umgebung Caronas befindet sich der 6 ha große Parco San Grato (690 m), ein an Aussichtspunkten reicher botanischer Garten mit sehenswerten Azaleen, Nadelbäumen und Rhododendren. Viele Areale des Parks sind als riesige Wiesen naturbelassen. Ein botanischer Lehrpfad gibt Auskunft über das Leben der Pflanzen des Parks. Insgesamt werden fünf verschiedene Wanderungen durch den Park geboten, darunter ein Kunstpfad (Sentiero artistico) mit modernen Skulpturen.

Namensgeberin des Parks ist die kleine Kapelle San Grato auf dem Gelände. St. Gratus ist Schutzheiliger der Landwirtschaft vor Dürre, Unwetter und Blitzeinschlägen. Öffnungszeiten: ganzjährig – ideal Ende April/Anfang Mai zur Rhododendronblüte. Eintritt frei. Führungen buchbar über: Lugano Turismo-Tesserete, T +41 (0)91 943 18 88. Parco San Grato. San Grato. 6914 Carona. Das öffentliche Schwimmbad Caronas ist von Anfang Mai bis Anfang September in Betrieb. Es hat Mo.-Fr. 10-19.30 Uhr geöffnet, samstags, sonntags und feiertags 9-20 Uhr. Es bietet Möglichkeiten, Tischtennis und Minigolf zu spielen, und verfügt über ein olympisches Schwimmbecken (50 m), einen Sprungturm, Terrassen und Liegewiesen. Via Santa Marta / Via Madonna d‘Ongero. CH-6914 Carona. T +41 (0)91 649 93 25.

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