La Linea Cadorna: Sie ist ein spannendes Ausflugziel und nicht nur für Militärhistoriker interessant, die „Cadorna“, eine Verteidigungslinie, die vom Tal Val d’Ossola bis zum Veltlin verläuft. Ein Großteil liegt auf der Grenzlinie zwischen dem Tessin und der Lombardei. Sie sollte im Ersten Weltkrieg Angriffe Deutschlands und Österreichs abwehren. Der Ernstfall trat jedoch nie ein. „Sie wurde nicht benützt, aber war nicht nutzlos“, erklärte General Luigi Cadorna, der Namensgeber des Bollwerks gegen Angriffe des Deutschen Heeres sowie der Kaiserlichen Armee Österreich-Ungarns.

Die Eckdaten der Anlage sind denn auch beeindruckend: 72 Kilometer Absperrungen, 25 000 Quadratkilometer Barackenlager mit 88 Artilleriestellungen, verbunden durch gut 300 Kilometer Straßen und ungefähr 400 Kilometer Saumpfade, bilden das militärische Bauwerk. 30 000 Personen wurden beim Bau eingesetzt. Die Baukosten beliefen sich auf 104 Millionen Lire, eine Summe, die rund 150 Millionen Euro entspricht. Gestartet wurde das Projekt 1916.

Die Cadorna-Linie ist das Ergebnis perfekter Planung militärischen Ingenieurwesens. So wurden die Bauten harmonisch in die umliegende Natur integriert – die beste Tarnung gegen das feindliche Auge. Die Errichtung der Anlage hatte sogar einen guten sozialen Nebeneffekt. Viele Arbeiter entgingen so dem Schicksal der Erwerbslosigkeit und erhielten regelmäßigen Lohn. Auch wenn es nie Kampfhandlungen an der Verteidigungslinie gab, sollte das monumentale Bauwerk nicht umsonst gewesen sein.

Vielleicht genügte dem Deutschen Heer sowie der Kaiserlichen Armee bereits die Abschreckung. Kämpfe gab es jedoch an der Grenze zwischen Österreich und Italien. Sie forderten Tausende Opfer. Die Cadorna-Linie wurde sehr solide gebaut und ist heute noch größtenteils erhalten. Allerdings ist im Lauf der Zeit die Vegetation prächtig gediehen, so dass der inzwischen gewachsene Wald die Anlage bestens tarnt. Man kann nicht immer sofort erkennen, ob man sich auf einem Waldweg oder einem militärischem Saumpfad befindet. Viele in Felsen gehauene Tunneleingänge werden vom üppigen Grün verschluckt. Manche Abschnitte wurden jedoch restauriert und mit Informationstafeln ausgestattet. Ausgeschilderte Rundgänge führen Besucher durch die Geschichte.

Empfehlenswert ist der Zugang über den Wanderweg auf dem Monte Piambello (1 129 Meter), der zugleich einen eindrucksvollen Blick über den Luganer See oberhalb Porto Ceresios bietet. Um die militärischen Anlagen zu finden, folgt man dem Wegweiser E/1. Im Innern des Monte Piambello gibt es eine Artilleriestellung mit Kommandoraum sowie Unterkünften für die Soldaten. Man kann die Räume besichtigen. Doch ob in den Schützengräben oder Unterkünften: Beim Betreten ist generell Vorsicht geboten! Eine Wanderung zur Linea Cadorna startet bei Lanzo d‘Intelvi.