Der Malcantone: Die Tessiner Hügellandschaft lockt mit üppiger Natur und erholsamer Ruhe. Über terrassiertes Gelände erstrecken sich der untere, der mittlere und der obere Malcantone mit seinen 18 malerischen Ortschaften. Ein Eldorado für Wanderungen und Mountainbike-Touren. Der Ursprung des Namens „Malcantone“ ist nicht exakt bestimmt. Es gibt verschiedene Erklärungen: Eine besagt, dass die Bevölkerung gegenüber dem Bischof widerspenstig und aufmüpfig gewesen sei („malus angulus“). Eine andere, der Malcantone habe Verbrechern und Flüchtlingen Unterschlupf geboten.

Nahe liegt auch die Verbreitung von Hammerschmieden (italienisch „magli“) und Mühlen („mahlender Kanton“). Bei näherer Betrachtung der Landschaft trifft alles zu. Egal, was die Geschichte dieser Region bedeutet: Wer Abwechslung und Entschleunigung zum rasanten Alltagsleben sucht, ist in der Hügellandschaft voller Natur- und Kulturschätze im Nordwesten Luganos richtig. Und wer sich nach Natur mit Vogelgezwitscher und dem Plätschern eines Bergbaches sehnt, sollte sich diesem Ziel am besten entspannt mit dem Zug und dem Postbus nähern.

Von Lugano aus startet man mit der Lugano-Ponte-Tresa-Bahn, kurz FLP. Es gibt am Hauptbahnhof eine eigene Haltestelle, da der orange-weiß-farbene Zug auf schmaler Spur rollt. Die 1912 unter dem Namen Soscietà Ferrovie Luganesi (FL) eröffnete Bahn fährt bis Ponte Tresa, doch Malcantone-Besucher müssen nach knapp zehn Kilometern in Magliaso in den Postbus der Linie 425 umsteigen. Am Fuß des Malcantone kann man gar nicht glauben, dass diese Hügellandschaft besiedelt ist. Man sieht nur Wald und wildwucherndes Grün. Die „425“ endet in Novaggio. Von hier startet der Rundwanderweg „Il sentiero delle meraviglie“, der „Weg der Wunder“.

Dieser gut ausgeschilderte Rundweg führt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. So trifft man auf eine funktionierende Hammerschmiede mit Wasserrad am Fluss Magliasina. Sie wurde 1951 durch Hochwasser teilweise zerstört, danach wieder aufgebaut. Weiter zeugen Burgruinen, Getreidemühlen, Erzminen, Brennöfen zur Produktion von Ziegeln von vergangener und gegenwärtiger Zivilisation, einer Zivilisation, die um das Überleben kämpft. In den Dörfern stehen immer wieder Häuser zum Verkauf. In Aranno beispielsweise gibt es weder ein Postamt, ein Geschäft noch Essen und trinken. Trotzdem funktioniert die Infrastruktur – oder noch: So verkehrt stündlich die Bus-Linie 425 zwischen Novaggio und Magliaso.

Doch wer den Malcantone besucht, möchte nicht groß über hiesige Probleme nachdenken, auch wenn es angebracht wäre. Irgendwann könnte das Leben die malerischen Ortschaften verlassen und die Dörfer in lost places verwandeln. Einen Abstecher lohnt Astano. Berühmtes Kind dieses Ortes ist Domenico Trezzini, der 1670 das Licht der Welt erblickte und es bis zum Hofarchitekten von Zar Peter I. brachte. So schuf er in der neuen Hauptstadt Sankt Petersburg neben zahlreichen anderen repräsentativen Bauten die Festung Kronstadt, den Sommerpalast von Peter I. und die Peter-und-Paul-Kathedrale. Astona lädt aber auch mit seinem historische Hotel Albergo della Posta zum Verweilen ein.

Wer nicht in Novaggio aussteigen will, kann mit dem Bus der Linie 427 nach Migliegia am Fuß des Monte Lema (1 620 m) fahren. Auf den Gipfel führt eine Seilbahn und gibt einen Blick auf das gesamte südliche Tessin frei. Ab hier kann man bis zum Monte Tamaro wandern. Besonders belohnt wird das Auge während des Abstieges zur Talstation: Die Aussicht auf den Lago di Lugano und den Lago Maggiore ist grandios. Wieder unten in Migliegia angekommen, bringt der Bus Linie 423 den müden Wanderer zurück bis zum Bahnhof Lamone.

Der Herbst ist besonders für einen Ausflug in den Malcantone zu empfehlen, dann bietet der „Sentiero del castagno“, der Kastanienweg, oberhalb Arosios, dem höchstgelegenen Ort im Malcantone ein prächtiges Farbenspiel. Schon bei leichtem Wind fallen die braunen, stacheligen Früchte nieder. Die Kastanie hat eine große Bedeutung in der Geschichte des Malcantone, sie war einst Grundnahrungsmittel der armen Landbevölkerung.

Wer auf dem Kastanienweg wandert, sollte Zeit mitbringen. Circa fünf Stunden Fußmarsch sollte man auf der ausgeschilderten Route einkalkulieren. Empfehlenswert ist auch der Naturlehrpfad durch den Naturpark Monte Caslano, der am Aussichtspunkt Sassalto endet. Wer Süßes im Sinn hat, dem empfiehlt sich ein Besuch im Schokoladenmuseum von Alprose in Caslano. „Das Alprose Schokoladen-Museum präsentiert die Welt der Schokolade von den Anfängen bis in die heutige Zeit“, begrüßt sie den Schokofan und verspricht Kurzweil.

Tourismusverband Piazza Lago 7.CH-6987 Caslano. T. +41 (0)91 606 29 86. F. +41 (0)91 606 52 00. info@malcantone.ch. www.malcantone.ch Lugano-Ponte-Tresa-Bahn Stazione di Lugano. Via C. Maraini. CH-6900 Lugano. T. +41 (0)91 923 23 92. http://flpsa.ch. Alprose Schokoladenmuseum Chocolat Alprose SA. Via Rompada 36. CH-6987 Caslano. T. +41 (0)91 611 88 56. www.alprose.ch. Öffnungszeiten Museum: Montag – Freitag, 9 – 17.30 Uhr, Samstag u. Sonntag, 9 – 16.30 Uhr. Öffnungszeiten Shop: Montag – Freitag, 9 – 18 Uhr, Samstag u. Sonntag, 9 – 17 Uhr. Shop u. Museum sind am 25., 26. Dezember u. 1. Januar geschlossen! Shop u. Museum schließen am 24. u. 31. Dezember, jeweils ab 13 Uhr! Am Wochenende keine Produktion. Eintritt: Erwachsene: 3 CHF, Kinder 6 – 16 Jahre: 1 CHF, Gruppen ab 10 Personen: gratis.